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Erfahrungsbericht: Schienentherapie und das System Mensch

UDO PLASTER, SIEGFRIED MARQUARDT, RALF HERGENROETHER

Aufbissschienen sind ein häufig angewandtes zahnärztliches Therapiemittel. Dem Behandlungsteam sollte hierbei bewusst sein, welche Konsequenzen das Tragen einer Schiene für das System „Mensch“ haben kann. Aufgrund der anatomischen und physiologischen bzw. neurophysiologischen Zusammenhänge des Kiefergelenks mit den muskulären Strukturen wirkt sich jedwede Veränderung im Bereich der Kieferrelation auf den Bewegungsapparat sowie möglicherweise auf Organe aus (Abb. 1). Nur das harmonische Zusammenspiel sorgt für das Wohlbefinden.

Grundsätzlich gilt es zu bedenken, dass das Kauorgan kein autonomes System ist, sondern eingebettet in einen kybernetischen Regelkreis arbeitet. Zähnen, Parodontium, Kaumuskulatur, Sprachmuskulatur, Nackenmuskulatur, mimische Muskulatur, Kiefergelenke, dentale Historie, ganzkörperliche skelettale Parameter – all diese Aspekte sollten bei Behandlungen einbezogen werden. Der Eingriff mit der Schiene beschränkt sich somit nicht nur auf Kiefergelenkfunktionen, sondern umfasst den gesamten Körper mit all seinen Sensibilitäten, Wechselwirkungen und neuromuskulären Funktionsabläufen. Aufgrund dessen bedarf es bei einer Schienentherapie eines ganzheitlichen Ansatzes, bei dem der Zahnarzt gegebenenfalls mit dem Physiotherapeuten oder Osteopathen zusammenarbeitet. Eine wichtige Rolle im Team spielt zudem der Zahntechniker, der die Schiene nach einer zahnärztlichen und/oder physiotherapeutischen Vorbehandlungen so erstellt, dass sie von dem Patienten kompromisslos akzeptiert und getragen wird. Das Kiefergelenk verbindet also die Zahnmedizin mit der Orthopädie.

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Quelle:
QUINTESSENZ ZAHNTECHNIK | Jahrgang 46 • Ausgabe 9 • September 2020

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